Wein- und Kulturreise Friaul

Sonntag 05.10.2014 bis Sonntag 12.10.2014

Organisation: Monika und Hermann Bley, Heike und Theo Wiehagen

Für die Teilnehmer war die Reise in ein kleines Paradies, wo Meer, Berge, Hügel und Ebene eng miteinander verwoben sind, ein unvergessliches Erlebnis und ein Genuss für alle Sinne. Wir fanden nicht nur zauberhafte Landschaften, Geschichte und Kultur vor, sondern auch vielfältige kulinarische Traditionen und Weine, die zu den besten der Welt zählen.
Kunststädte wie Triest, Udine, Cividale, San Daniele, Aquileia sind reich an Geschichte und Zeugnis verschiedener Epochen wie z. B. archäologische Fundstücke aus der römischen und frühchristlichen Zeit, die Kunst der Langobarden und die starken architektonischen Einflüsse aus venezianischen und habsburgischen Herrschaften.
Die große Vielfalt aus geschichtlichen Ereignissen, Landschaften, Sprachen und Dialekten bereichert nicht nur Friaul-Julisch Venetien, sondern auch die abwechslungsreichen Traditionen von Weinen und Speisen. Die Gerichte, Aromen und kulinarischen Bräuche sind mit der Heimat eng verbunden. Sie erzählen uns die Geschichte der Region, indem sie uns ihre Küche und ihre Entwicklung vorstellen.
Im Vigneto Friuli, in dem jedes Jahr einige der besten Weißweine Europas gekeltert werden, entdeckten wir bei namhaften Winzern auch zahlreiche autochthone Weinsorten wie z.B. Terrano, Ribolla Gialla, Schioppettino, Picolit.
Aus den friulanischen Trauben wird nicht nur Wein erzeugt, sondern auch hervorragender Balsamico-Essig und Grappa. Unter den Speisen steht der legendäre Schinken San Daniele, ein Meisterstück unter den regionalen Produkten, an erster Stelle.
Weiterhin ist die Meeresküche zu nennen. Die adriatische Küste hat dank der großen Auswahl an Fisch, leckeren Schalentieren und Muscheln unzählige Delikatessen zu bieten wie die Fischsuppe Boreto aus Grado oder Scampi a la busera nach istrianischer Art. Unter den Käsesorten ist der Montasio sehr beliebt. Viele friulanische Spezialitäten haben den Montasio-Käse unter den Hauptzutaten. Wenn der Frico ein Glanzstück der friulanischen Küche ist, sollte man aber auch die Gubana erwähnen, die Zeugnis des mitteleuropäischen Einflusses ablegen.

Erster Tag, Sonntag, 5. Oktober

Früh am Morgen trafen sich die 26 „Flieger“, um mit dem Bus nach Düsseldorf zu fahren. Das Flugzeug startete pünktlich und bereits um 14:15 Uhr lernten wir in Venedig Antonella Comelli kennen, die uns während unserer Reise begleiten sollte. Bereits während der ca. 1,5-stündigen Busfahrt versorgte uns die lebendige Reiseführerin mit umfassenden Informationen über Friaul-Julisch Venetien.
Gegen 16 Uhr erreichten wir unser Quartier für die nächste Woche, das Hotel Franz in Gradisca d’Isonzo. Dort warteten bereits die restlichen Teilnehmer, die mit dem Auto angereist waren.Nachdem alle sich in ihren Zimmern eingerichtet und frisch gemacht hatten, trafen wir uns bei gutem Wetter am Pool zu Sekt und Fingerfood. Hermann begrüßte nun alle Reiseteilnehmer und stellte noch einmal offiziell unsere Reiseführerin Antonella und Sara, unsere Organisatorin vor Ort, vor.
Danach brachen wir zu einer kurze Führung durch Gradisca auf. Gegen 19 Uhr kehrten wir in der Enoteca La Serenissima ein, die einzige regionale „Enoteca“ Friauls, die sich in einem historischen Gebäude, dem ehemaligen Sitz der venezianischen Herren aus dem XV Jahrhundert, befindet. Der Inhaber der Enoteca Renato Tedesco begrüßte uns herzlich. Wir bekamen zu ausgesuchten Weinen ein typisch friulanisches Abendessen, bestehend aus: Kürbisauflauf mit Montasio-Käse Fondue, Friulanische Gersten- Bohnensuppe, Schlackwurst mit Sauerrüben und „Tiramisù 2014”, Besonders die Schlackwurst mit den Sauerrüben war etwas gewöhnungsbedürftig.

Zweiter Tag, Montag 6. Oktober

Nach dem Frühstück fuhren wir mit unserem Bus zu unserer ersten Besichtigung an diesem Tag „Palmanova“ die sogenannte „sternförmige Stadt“. Nach einer einstündigen Führung durch das Zentrum und der Stadtbefestigungsanlagen ging es weiter auf der Strada del Vino nach Cormons. Cormons liegt im Herzen des CollioGebietes, das Land von unnachahmlichen Weinen, die man in historischen Weinkellern verkosten kann. Die schöne alte Habsburgerstadt ist auf den sanften Anhöhen des Collio gelegen und ihre Entstehung reicht bis in die Zeit vor der Eroberung durch die Römer zurück. Seit der Langobarden- und anschließend der Karolingerzeit war die Stadt ein wichtiges Zentrum und befand sich ab dem 13. Jahrhundert im Besitz der Grafen von Görz. Daher war auch Cormons über vierhundert Jahre im österreichischen Besitz und diese Herrschaft hinterließ ein Kulturerbe, das eng an die Traditionen jenseits der Alpen anknüpft. Bei einer Stadtführung konnten wir unter anderem auch die Statue von Maximilian I. von Habsburg am Hauptplatz bewundern. Anschließend teilte sich die Gruppe. Während einige sich bei einem Kaffee stärkten ging der andere Teil in die Enoteca um Weine aus der Region zu probieren (Kaffee gab übrigens dort auch).
Nach einer Weiterfahrt durch den Colli Orientali del Friuli erreichten wir mittags das Weingut IL Roncal, Nähe Cividale -Weingebiet D.O.C. Colli Orientali del Friuli-, wo wir von der attraktiven Inhaberin Martina Moreale begrüßt wurden. Das Weingut, ein Familienbetrieb in dem man auch übernachten kann, liegt mitten in den Weinbergen. Bei einer Weinprobe mit Imbiss, konnten wir uns von der ausgezeichneten Qualität folgender Weine überzeugen: Ribolla Gialla Spumante, Friulano DOC, Sauvignon DOC, Schioppettino DOC und Verduzzo Friulano DOC.
In guter Stimmung erreichten wir um 15 Uhr die Abbazia di Rosazzo. Die Abtei liegt im Colli Orientali del Friuli (den östlichen Hügeln des Friauls) auf einer Anhöhe nordöstlich von Manzano. Der Ursprung der Abtei ist umstritten und kann nicht immer mit Beweisen belegt werden. Der Tradition nach ließ sich der Eremit Alemanno im Jahr 800 an diesem einsamen Ort nieder, um seinen Seelenfrieden zu finden. Er errichtete an dieser Stelle eine bescheidene Kirche und eine Zelle. Später, als die Kämpfe zwischen Aquileia und Cividale, zwischen Venedig und den Habsburgern tobten, wurde das Kloster zu einer Festung umgebaut. 1823 wurde die Abtei die Sommerresidenz der Bischöfe aus Udine. Heute ist das „Kloster der Rosen“ ein Kulturzentrum und eine humanistische und soziale Begegnungsstätte. Die Abtei ist von einem wunderschönen Rosengarten umgeben, den wir im Rahmen der Besichtigung auch kennenlernten. Für einige Reiseteilnehmer gehörte aber die in der Kirche gerade stattfindende Hochzeit zum Höhepunkt des Nachmittags.
Anschließend ging es weiter zum Weingut Rocca Bernada -Weingebiet D.O.C. Colli Orientali del Friuli-, eine herrschaftliche Villa im Friaul, eingebettet in eine italienische Traumlandschaft. Nach einem kurzen Rundgang gab es die zweite Weinverkostung an diesem Tag. Wieder mit einem reichhaltigen Imbiss (den wir so gar nicht erwartet hatten) bestehend aus Brot, Schinken, Salami und Käse. Hervorzuheben war der letzte Wein, ein Picolit, der wertvollste Edelwein Friauls, der auch als Meditationswein bezeichnet wird.
Erschöpft von der „anstrengenden Verkostungsarbeit“ kamen wir am frühen Abend wieder in Gradisca an. Einige Reiseteilnehmer ließen es sich trotz Müdigkeit nicht nehmen, das rustikale SlowFood-Restaurant Mulin Veccio aufzusuchen, in dem an den Wänden und an der Decke unzählige Kupferkessel hängen. Das Lokal ist für die vorzüglichen Salumi bekannt, die der Inhaber Bruno von erprobten Lieferanten seines Vertrauens bezieht.

Dritter Tag, Dienstag, 7. Oktober

Nach dem Frühstücksbüffet ging es um 9 Uhr nach Passariano zu einer Führung durch die Villa Manin. Die majestätische Residenz ist eines der bedeutendsten historischen Gebäude Friauls. Es war die Sommerresidenz des letzten venezianischen Dogen: Schönheit, Geschichte und architektonische Vollkommenheit sind in dieser im 17. Jh. erbauten Adelsvilla vereint, die ein reizvoller Park mit Bäumen aus aller Welt schmückt. Der äußere Zustand der Villa hat etwas enttäuscht. Eine Restaurierung ist unserer Meinung nach dringend notwendig.
In einem Raum konnten wir Napoleons Schlafzimmer mit Originalmöbeln sehen. In der Villa Manin unterzeichnete der Feldherr 1797 den Vertrag von Campoformido, der das Ende der Republik Venedig sanktionierte.
Nach einer kurzen Weiterfahrt nach Camino al Tagliamento stand bei einer Besichtigung des Familienweingutes Ferrin im Weingebiet D.O.C. Friuli Grave wieder der Wein im Mittelpunkt. Fabiola, die engagierte und fachkundige Frau des Winzers, führte uns durch das Weingut. Bei der anschließenden Weinverkostung mit Mittagessen (friulanischer Salsiccia, Schinken, Käse, Salami, Brot, einem Nudelgericht und Nachspeise) ließ Fabiola es sich nicht nehmen, uns fast alle Weine des Weingutes vorzustellen. Geschafft von dem reichhaltigen Essen und 12 Weinen fuhren wir am frühen Nachmittag nach Spilimbergo, eine kleine Stadt oberhalb des Tagliamento-Tals, die mit ihrem Dom, ihrer Burg und der Mosaikschule zu den bedeutendsten der kleineren Orte des Friauls zählt. Nach der Führung und einer kleinen Pause ging es weiter nach San Daniele del Friuli. San Daniele ist nicht nur wegen des Schinkens berühmt, sondern auch wegen der einzigartigen Fresken des Künstlers „Pellegrino da San Daniele“ in der Kirche Sant‘ Antonio Abate. In dieser Kirche gab es „Beleuchtungsprobleme“, doch unsere „Fotografen“ haben es trotzdem geschafft, die wunderbaren Eindrücke festzuhalten. Nach der Führung in San Daniele besichtigten wir am frühen Abend die Prosciutterie s.r.l. DOK dall‘ ava. Den Abschluss des Tages bildete ein Abendessen mit Prosciutto di San Daniele D.O.P. im Restaurant der Schinkenfabrik.

Vierter Tag, Mittwoch, 8. Oktober

Diesmal hieß es noch früher als sonst aufzustehen, denn die Abfahrt nach Aquileia war schon auf 8:30 Uhr angesetzt. Aquiliea war seinerzeit die zweitgrößte Stadt des Römischen Reiches. Jahrhundertelang zählte der Bischof als „Patriarch von Aquileia“ zu den höchsten Würdenträgern der katholischen Kirche. Dieser Patriarch übte zudem für Jahrhunderte auch die weltliche Herrschaft über das Friaul aus.
Eine Führung in Aquiliea, insbesondere durch die Basilika, mit ihrem wunderschönen Mosaikboden aus der frühchristlichen Zeit und dem alten Binnenhafen unterstrich die Bedeutung dieser Stadt insbesondere in der 1. Hälfte des 1. Jahrtausend.
Auf dem Weg nach Grado legten wir am späten Vormittag einen Zwischenstopp im Weingut Ca’ Tullio in der Nähe von Aquileia ein. Die Weine dieses Weingutes gehören zum Weingebiet D.O.C. Friuli Aquileia und z. T. auch zum Weingebiet D.O.C. Colli Orientali del Friuli. Nach der Begrüßung durch Patrica, die Önologin des Weingutes, und der Besichtigung des Weinkellers einschließlich der „Taberna Romana“, einer Rekonstruktion eines römischen Weinkellers, stand, wie kann es anders sein, wieder eine Weinverkostung auf dem Programm. Probiert haben wir aus dem DOC Friuli Aquilea je einen Friulano, Traminer Aromatico und einen Patriarca Refosco und aus dem DOC Colli Orientale einen Ribolla Gialla und einen Schioppettino.
Gegen Mittag ging es dann weiter zum Hafen von Grado. Die Bootsfahrt durch die wunderschöne Lagune von Grado (als „Feuchtgebiet internationaler Bedeutung“ erklärt) war ein Erlebnis. Die bemerkenswerte Artenvielfalt, die kleinen Inseln, die stimmungsvolle Landschaft und das Lichterspiel machen die Lagune einzigartig.
Nach einer 1,5 stündigen Fahrt legten wir auf einer kleinen Insel in der Lagune an, um in der örtlichen Trattoria Ai Ciodi ein Fischmenü, dass bei einer Reise ins Friaul nie fehlen sollte, einzunehmen. Bei bester Qualität durften wir eine gemischte Fischvorspeise (“Sarde in saor“, Tintenfischsalat, Calamari mit Kartoffeln, mariniertes Meeräschenfilet), Penne “alla marinara”, gegrillter Goldbrasse mit gemischtem Salat der Saison und hausgemachten Kuchen genießen. Aber auch unsere „Nichtfischesserin“ Gerda kam beim Essen voll auf ihre Kosten.
Nach der Rückfahrt mit Taxi-Booten begann am späten Nachmittag die Führung in der Altstadt von Grado mit Besichtigung der Basilika Santa Eufemia. Wenn man durch die Gassen der venezianischen Altstadt schlendert oder am Strand entlang spaziert und die sanften Geräusche der Brandung hört, fühlt man das magische Flair dieser Sonneninsel. Nach dem Hunnensturm 452 wurde Grado vorübergehend Sitz des Erzbischofes, ehe nach 568 der Erzbischof und spätere Patriarch Grado als endgültigen Sitz wählte (im 12. Jahrhundert nach San Silvestro in Venedig transferiert). Nach dem Zerfall des Römischen Reiches gehörte Grado zur Republik Venedig.
Am frühen Abend kamen wir wieder in Gradisca, an. Der Abend stand zur freien Verfügung und wer noch Hunger oder Durst hatte konnte diese in einem der vielen Lokale stillen.

Fünfter Tag, Donnerstag, 9. Oktober

Nach dem wie immer reichhaltigen Frühstücksbüffet fuhren wir um 9 Uhr mit dem Bus zum Weingut Villa Russiz. Das Weingut liegt im Weingebiet D.O.C. Collio- in der Ortschaft Capriva del Friuli, in einer wunderschönen Landschaft von Weingärten umgeben. Die D.O.C. “Collio” und “Colli Orientali del Friuli” stehen als Gütesiegel für die wertvollen Weine Friauls, und mit seinen zahlreichen Weinbergen, seiner sanften Hügellandschaft, seinen historischen Residenzen und Klöstern stellt dieses Gebiet eine der schönsten Gegenden Norditaliens dar.
Das Weingut Villa Russiz erzählt eine Geschichte großer Einsichten sowie Großzügigkeit, Leidenschaft, Engagement, Romantik und Tradition. Hier fand der französische Graf Teodoro de La Tour zusammen mit seiner österreichischen Frau Elvine Ritter von Zahony im Jahr 1869 in den sonnigen Hügeln des Collio einen großartigen Ort zum Leben und um seine Leidenschaft für den Weinbau zu verwirklichen. Er verwandte moderne Techniken der Weinbereitung, die damals in Frankreich schon eine große Entwicklung hatten. Den Weinen der Villa Russiz wurden unzählige nationale und internationale Auszeichnungen verliehen. Begrüßt wurden wir von dem jungen Kellermeister Peter, der nach seinem Studium in Geisenheim hier eine Anstellung gefunden hat und mittlerweile im Collio heimisch geworden ist. Bei einer hochinteressanten Führung durch das Weingut wurden uns nicht nur die hohen Qualitätsansprüche des Weingutes sondern auch die Philosophie der Stiftung, zu der das Weingut gehört, fachkundig näher gebracht. Eine Weinverkostung bestehend aus fünf hochwertigen Weinen und einem Schinken-Salami-Käse-Imbiss rundeten den frühen Vormittag ab.
Um 11:30 Uhr begann unsere Führung in Cividale, die berühmte mittelalterliche Kleinstadt, erstes Herzogtum der Langobarden in Italien. Ein Höhepunkt war die Besichtigung des „kleinen Langobardischen Tempels“, der zu den wertvollsten und geheimnisvollsten Zeugnissen der langobardischen Kunst zählt. Bei der anschließenden Freizeit konnten einige typische Läden und Konditoreien, welche die friaulische Spezialität, die Gubana, anbieten, uns den Tag weiter schmackhaft machen.
Danach stand Udine auf dem Programm, die zweitgrößte Stadt Friaul-Julisch Venetiens. Hier hat uns Antonella bei einer 1,5- stündigen Führung die Altstadt gezeigt. Der berühmte Maler Giambattista Tiepolo hat in dieser Stadt viele Gemälde und Fresken gemalt, so dass Udine auch als „die Tiepolo-Stadt“ bekannt ist. Bei der anschließenden Freizeit in Udine konnte sich jeder von dem Charme dieser Stadt überzeugen oder sich in einem der vielen Lokale ausruhen.
Um 18:30 Uhr ging es weiter zu der Ortschaft Cerneglons, nur 10 km von Udine entfernt. Das Abendessen gab es im Agriturismo „Frascje dai Spadons“. In dem altertümlichen Bauernhaus, das zu den gemütlichsten und unverfälschtesten Gaststätten Friauls zählt, werden Gäste aus aller Welt bewirtet. Die Küche bietet ausschließlich friulanische Gerichte an, einfache und köstliche Speisen, nur mit Zutaten aus den Erzeugnissen des Landwirtschaftsbetriebes zubereitet. Hier werden auch ausgezeichnete Weine, Schnäpse und sogar ein eigener Sekt nach der Methode champenoise erzeugt.
In ausgelassener Stimmung traten wir gegen 22 Uhr die Rückfahrt zu unserem Hotel an, in dem sich die Teilnehmer, die noch nicht ins Bett gehen wollten, zu einem Absacker an der Hotelbar trafen.

Sechster Tag, Freitag 10. Oktober

Um 8:30 Uhr ging es auf das Hochplateau des Karsts. Die Karsthochebene oberhalb des Isonzo Flusses durfte wegen ihrer einzigartigen Vegetation im Reiseprogramm nicht fehlen. Die Besichtigung des Kriegerdenkmals auf dem San Michele Hügel, das an die fürchterlichen Isonzo-Schlachten im Ersten Weltkrieg erinnert, hat uns alle sehr beeindruckt und nachdenklich gemacht. Gegen 10.00 Uhr erreichten wir das bekannte Weingut Castelveccio. Hier werden nicht nur erstklassige Weine hergestellt – darunter auch der autochthone „Terrano-Wein“, ein körperreicher Rotwein, der nur auf dem Karst angebaut wird-, sondern wir konnten auch einmalige historische Zeugnisse aus dem Ersten Weltkrieg betrachten, nämlich den Park Giuseppe Ungaretti, ein „open-air“ Museum mit diversen Kunstwerken und die venezianische Villa aus dem XVI Jahrhundert im Palladio-Stil, in der Inschriften und Zeichnungen von Soldaten zu finden sind, während sie in dieser Villa ein Refugium fanden
Die Lage und der Ausblick von diesem Weingut waren wunderbar.
Bei der anschließenden Weinverkostung mit kleinem Imbiss konnten wir uns von dem hohen Qualitätsstandard dieses Weingutes überzeugen.
Nach der Weiterfahrt auf der Karsthochebene mit herrlichen Ausblicken auf den Golf von Triest und dem nahen Slowenien erreichten wir die Osmiza Boris Pernarcic / “Fruske”. In diesen ehemals österreichischen Gebieten auf dem Triester und Görzer Karst heißt der Buschenschank osmiza (slowenisch osmica, abgeleitet von osem, acht, da die Konzession ursprünglich auf acht Tage beschränkt war). In dieser Osmiza konnten wir bei schönem Wetter auf der Terrasse mit Panoramablick über den Golf von Triest ein rustikales Mittagessen mit typischen Produkten aus dem Karst, (kalte „Brettljause auf Karsische Art“ Salami, Käse, gemischtes in Öl und Essig eingelegte Gemüse und Kuchen) einnehmen und auch die eigenen Weine probieren.
„Geschafft“ brachen wir um 14 Uhr auf, um nach einer halbstündigen Busfahrt unseren nächsten Programmpunkt – die Besichtigung von Schloss Miramare – zu erreichen. Gut, dass uns Gerhard Balster während der Busfahrten mit seinem „Verdauungswodka“ versorgte, wir hätten sonst die Anstrengungen des Tages nicht verkraften können. Es folgte eine interessante Führung durch das Schloss Miramare. Das Schloss liegt bei Triest auf einer Felsenklippe der Bucht von Grignano an der Adria etwa fünf Kilometer nordwestlich der italienischen Hafenstadt Triest. Es wurde zwischen 1856 und 1860 von Erzherzog Ferdinand Maximilian von Habsburg, dem Bruder Kaiser Franz Joseph des I., und seiner Gattin Charlotte von Belgien erbaut. Das Schloss und seine Inneneinrichtung sowie die umliegende Parkanlage wurden entsprechend den detaillierten Anweisungen und Vorstellungen des Erzherzogs erbaut und zeigen in vielen Bereichen die große Liebe Maximilians zum Meer.
Nach der Besichtigung am Nachmittag ging es weiter nach Triest. Triest war von 1382 bis 1918 habsburgisch-österreichisch. Hier spürt man noch einen starken mitteleuropäischen Einfluss von der Architektur bis zur Küche. Nach einer Stadtrundfahrt mit dem Bus (die einige Teilnehmer aufgrund der vorherigen anstrengenden Programmpunkte verschliefen) zeigte uns Antonella noch einige Sehenswürdigkeiten zu Fuß. Beeindruckt hat uns der direkt am Meer liegende Hauptplatz von Triest, die Piazza Unità d‘ Italia. Während Triest sonst eher eine gemütliche Atmosphäre ausstrahlt, war diesmal die Stadt von vielen tausend Menschen besucht, da an diesem Wochenende die Regatta Barcolana stattfand, an der weltweit die meisten Segler und über 2.000 Boote teilnehmen. Entsprechend dicht besucht waren die vielen Stände am Hafen und die Musikbühnen in der Stadt.
Nach einer zweistündigen Freizeit trafen wir uns um 19:30 Uhr zum Abendessen mit typischen triestinischen Spezialitäten und ausgesuchten Weinen im historischen Kaffeehaus Tommaseo im Zentrum neben dem Teatro Verdi. Unsere Rückfahrt verzögerte sich, da wegen vieler Straßensperrungen innerhalb der Stadt unser Bus den vereinbarten Einsteigepunkt nicht anfahren konnte. Mit viel Geschick hat uns unser Busfahrer Dusan dennoch gefunden und sicher zurückgebracht.

Siebter Tag, Samstag, 11. Oktober

Am heutigen Tag stand die Stadt Gorizia (früher Görz) auf dem Programm. Gorizia ist Sitz eines Fürsterzbischofs, des Landtages und des Landesausschusses der Grafschaft Görz und Gradisca. Um 1900 war Görz ein beliebter Winterkurort und wurde „Nizza an der Adria“ genannt. Beeindruckend bei der Stadtführung war neben dem mittelalterlichen Kastell vor allem auch der Transalpina Platz, der sich halb auf dem slowenischen und halb auf dem italienischen Territorium befindet. Heute stellt die Transalpina ein Symbol für den Frieden unter den Völkern dar.
Vor der Weiterfahrt verabschiedeten wir uns mit einem Geschenk und viel Beifall von unserer Reiseführerin Antonella, die bei allen Teilnehmern durch ihr außergewöhnliches Fachwissen und ihre freundliche und lebendige Art in Erinnerung sein wird. Anschließend ging es auf dem Karstplateau oberhalb Triest weiter, um in Bagnoli della Rosandra, den renommierten Olivenöl-Familienbetrieb Parovel zu besuchen. Neben verschiedenen ausgezeichneten Olivenölen aus den Bäumen auf dem Karst produziert der Betrieb auch fünf autochthone Weinsorten, darunter den bekannten „Vitovska“. Nach einer Führung in dem Olivenölherstellungsbetrieb mit Beschreibung aller Phasen der Ölproduktion und der Besichtigung des Weinkellers konnten wir bei einer „Merenda Carsolina“ (= Schinken, Salami, Käse, Oliven. Herkunftsproduktion: Karst) Olivenöle und Weine probieren.
Gut gestärkt und in bester Stimmung besichtigten wir am Nachmittag das Schloss Duino, das sich im Besitz der Familie Thurn und Taxis befindet. Hier schrieb Rainer Maria Rilke seine bekannte „Duineser Elegien“. Auch der Park ist interessant und beeindruckend. Während der Schlossführung konnten wir auch einen Blick auf den berühmten „Rilke-Weg“ werfen. Auf diesem leichten Wanderweg an der Küste über dem Golf von Triest treffen Karst und Meer aufeinander und sorgen für ein Naturschauspiel. Die einzigartige Fauna und Flora präsentiert sich im Laufe des Jahres in immer wieder neuen Kleidern und haben schon Rainer Maria Rilke zutiefst beeindruckt. Leider kann der größte Teil des Rilke-Weges, der sich im Privatbesitz der Familie Thurn und Taxis befindet, zurzeit nicht begangen werden, da die Familie es nicht erlaubt. Bei der Führung kam es bei einigen zu einer „kleinen Müdigkeit“. Es waren wohl zu viele neue Eindrücke auf uns eingeströmt.
Um 17 Uhr trafen wir wieder in unserem Hotel ein. Zum Ausruhen blieb nur eine kurze Zeit, denn unser Abschlussabend im Restaurant Borgo Colmello in Farra d’Isonzo (ca. 4 Km entfernt) stand an. Inhaber des Restaurants ist Renato Tedesco, der ehemalige Slow Food- Vorsitzende für Friaul-Julisch Venetien, den wir bereits an unserem ersten Abend in der Enoteca in Gradisca kennengelernt hatten. Nach vielen Rückblicken und Dankesworten wurden uns bei dem herausragenden Abendmenü die begleitenden Weine der Tenuta Villanova aus Farra d’Isonzo von Sara, der Önologin des Weingutes, vorgestellt. Höhepunkt war sicherlich ein Picolit, der mit dem Dessert bestehend aus Maroni-Mousse mit Vanille-Sauce aufs Beste harmonierte.

Achter Tag, Sonntag, 12. Oktober

Nach Frühstücksbüffet und Koffer packen stand für den Hauptteil der Gruppe der Bustransfer zum Flughafen nach Venedig an. Dort verabschiedeten wir uns mit einem Geschenk und einem herzlichen Applaus von unserm Busfahrer Dusan, der uns mit seiner ruhigen und besonnenen Fahrweise immer ein Gefühl von Sicherheit gegeben hat.
Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass der Aufenthalt im Flughafen fast 8 Stunden dauern würde. Aber besser zum Ende der Reise, als zu Anfang. Unseren Bustransfer von Düsseldorf nach Unna konnten wir zum Glück noch rechtzeitig verschieben.

Hermann Bley