Jahreschronik 2005


Pfälzer Barrique-Forum
Donnerstag, 27.01.2005 im Atelier der Lindenbrauerei Unna

Das 1993 gegründete Pfälzer Barrique-Forum e.V. ist eine Vereinigung von Winzern und Weinfreunden, die sich dem Ausbau Pfälzer Spitzenweine im kleinen Eichenholzfass verschrieben haben. Jeder Wein, der aufgenommen werden soll, muss sich einer Probe unterziehen. Dipl.-Ing. Joachim Wegner, Bad Dürkheim, Mitglied im Pfälzer Barriqueforum, stellte uns die unten aufgeführte Weine, die nach bestimmten Ausbauregeln hergestellt werden, vor. Und zu jedem Wein das besondere und phantasievolle Menü.
Außerdem kamen wir  in den Genuss eines Cuvées, der erst auf der  ‚Pro Wein‘ in Düsseldorf vorgestellt werden soll.
Zu der Verkostung wurde Käse und Brot gereicht, 43 Personen waren anwesend.

Diese Weine wurden verköstigt:
2003er Auxerrois, Spätlese trocken, Alkohol: 13%
Weingut Holz – Weisbrodt, Weisenheim/Berg
Empfehlung: Zu Wallerfilet mit Gewürzkruste auf Blumenkohlmousseline

2003er Chardonnay, QbA trocken, Alkohol: 14%
Weingut Jakob Pfleger, Herxheim am Berg
Zu asiatischen Gerichten, aber auch zu Türmchen von Saibling
und Blutwurst mit Senfkörner-Schnittlauchsauce

2001er Frühburgunder, QbA trocken, Alkohol: 13,5%
Weingut Holz – Weisbrodt, Weisenheim/Berg
Zu gespicktem Loup de Mer mit gebackenen  Sardellen

2001er Spätburgunder, QbA trocken Alkohol: 13,5%
Weingut Karl Wegner & Sohn, Bad Dürkheim
Zu Strudel von Wachtel und Taube auf Blattpetersilienrisotto mit weißer Pfeffersauce

2002er Dornfelder, QbA trocken, Alkohol: 14%
Weingut Wageck – Pfaffmann, Bissersheim
Zu am Lorbeerspieß gegrilltem Fleisch

2001er Dornfelder, QbA trocken, Alkohol: 13,5%
Weingut Karl Wegner & Sohn, Bad Dürkheim
Zu saftigem Steak bis Zigarre

2002er St. Laurent, QbA trocken, Alkohol: 13,5%
Weingut Erich Stachel, Maikammer
Der Klassiker: Rehrücken Baden-Baden

2002er Blaufränkisch, Spätlese trocken, Alkohol: 13,5%
Weingut Immengartenhof, Fam. Höhn, Maikammer
Ein Winterabend am Kamin oder Kaminersatz

2001er Cabernet Sauvignon, QbA trocken, Alkohol: 13,5%
Weingut Karl Wegner & Sohn, Bad Dürkheim
Im Kiefernzweig pochierte Rehbockrücken mit sautierten Rosenkohlblättern

Cuvée Crescendo, QbA trocken, Alkohol: 13,5%
Pfälzer Barrique Konsortium, Weisenheim am Berg
Zu klassischem Lamm mit mediterranen Aromaten, Ratatouille

Bei der Auswertung haben diese Weine die ersten Plätze belegt:
1. Platz: 2003er Auxerrois, Spätlese trocken
2. Platz: 2001er Cabernet Sauvignon, QbA trocken
3. Platz: 2003er Chardonnay, QbA trocken


Brot und Wein
Donnerstag, 17.02.2005 im Atelier der Lindenbrauerei Unna

„Wer Brot und Wein hat, kann ruhig schlafen gehen“, sagt ein englisches Sprichwort

Eines der ältesten Nahrungsmittel der Welt ist Brot und auch noch heute eine zeitlose Köstlichkeit. Wir Deutschen sind absolute Weltmeister, was die Vielfalt und die Qualität des Brotes anbetrifft. Auch der Wein wird in Deutschland schon Jahrhunderte lang kultiviert. Und davon gibt es viele unterschiedliche Sorten.
Und: Brot und Wein sind kulinarische Partner mit langer Tradition.
Karl Maringer beschrieb die Weine und Bäckermeister Ingo Wellner gab uns einen Einblick in  die Herstellung der verschiedenen Brotsorten. 47 Personen waren anwesend.

2002er Silvaner QbA trocken, Castell-Castell, Franken
2003er Spätburgunder Weißherbst QbA halbtrocken, Burkheimer, Baden
        verkostet mit Landbrot und Ciabatta

2003er Riesling QbA trocken, Georg Breuer Sauvage, Rheingau
2001er Weißburgunder QbA trocken, Königschaffhausener, Baden
        verkostet mit Dreikornbrot und Steinofenbrot

2003er Grauburgunder QbA trocken, Weinbaudomäne Oppenheim, Rheinhessen
2003er Chardonnay QbA trocken, Weinbaudomäne Oppenheim, Rheinhessen
        verkostet mit Bergsteiger und Oberländer

2002er Tempranillo DOC trocken, Marques de Grinon, Rioja
2002er Regent QbA trocken, Auggener Schäf, Baden
        verkostet mit Vollkornbrot und Paderborner

2003er Ruländer Spätlese lieblich, Oberbergener Bassgeige, Baden
2003er Gewürztraminer Kabinett lieblich, Dürkheimer Feuerberg, Pfalz
        verkostet mit Kartoffelbrot und Hamburger Stuten

Bei der Auswertung haben diese Kombinationen die ersten Plätze belegt:
1. Platz: 2003er Spätburgunder Weißherbst QbA halbtrocken mit Ciabatta
2. Platz: 2002er Tempranillo DOC trocken mit Vollkornbrot
3. Platz: 2003er Riesling QbA trocken mit Dreikornbrot


Wein und Schokolade
Donnerstag, 17.03.2005 im Atelier der Lindenbrauerei Unna

„Kein zweites Mal hat die Natur eine solche Fülle der wertvollsten Nährstoffe auf einem so kleinen Raum zusammengedrängt, wie gerade bei der Kakaobohne“
        Alexander von Humboldt (1769-1859)

Vor ein paar Jahren noch unmöglich, ist Wein und Schokolade heute ein Traumpaar. Jedoch nicht jede Schokolade passt zu jedem Wein. Welche Kombination besonders harmoniert, Weißwein oder Rotwein mit dunkler oder heller Schokolade, konnten wir am heutigen Abend testen, denn: „Probieren geht über Studieren.“ Je höher der Kakaoanteil der Schokolade, desto kräftiger kann der Rotwein sein, je niedriger der Anteil an Kakao, desto höher kann die Restsüße beim Wein sein.
Reiner Schäfer führte uns mit viel Sachverstand durch den Abend, 56 Personen waren anwesend.

Die Probenfolge:
   1  2003er Riesling, QbA Gelblack; Schloss Johannisberg, Rheingau
       Dazu: Choaxa, Umami

   2  2000er Bacchus, Auslese, Bernhard Völker, Franken
       Dazu: Choaxa, Papouasie

   3  2003er Muskateller, Kabinett, WG Oberbergen, Baden
       Dazu: Rausch, Java

   4  2001er Lemberger, QbA, Vier Jahreszeiten Winzer, Pfalz
       Dazu: Choaxa, San Domin

   5  2001er Shiraz, Rosemount Estate, Australien
       Dazu: Rausch, Amazonas

   6  2000er Lemberger, Barrique, Weingut Eberstadt, Württemberg
       Dazu: Choaxa, Barrique

   7  1999er Merlot, Barrique. Buitenverwachting, Südafrika
       Dazu: Rausch, Tobago

   8  2002er Cuvee Bouvier, Muskat, Traminer, TBA, Lenz Moser, Österreich
       Dazu: Zotter, Orange Grand Mar.

   9  Pedro Ximenez, Sherry, Vinicola Hidalgo, Spanien
       Dazu: Zotter, Balleros Arabica

 10  2001er Cremant, brut, Bouvet Ladubay, Frankreich
       Dazu: Champagnertrüffel

Bei der Auswertung haben diese Kombinationen die ersten Plätze belegt:
1. Platz: Nr.   1  2003er Riesling, QbA Gelblack und Choaxa, Umami
2. Platz: Nr.   8  2002er Cuvee Bouvier, Muskat und Zotter, Orange Grand Mar.
3. Platz: Nr. 10  2001er Cremant, brut und Champagnertrüffel

Zeitungsartikel


Vergessene Rebsorten
Donnerstag, 21.04.2005 im Atelier der Lindenbrauerei Unna

In einem Weinberg war die Vielfalt verschiedener Rebsorten früher nicht ungewöhnlich. Durch die Reblauskrise im 19.Jahrhundert und durch das deutsche Weingesetz, das nur klassifizierte Rebsorten für die Weinerzeugung vorsieht, und durch weitere Faktoren, wurde die Sortenvielfalt sehr dezimiert.
Die bis heute existierenden alten Rebsorten sind sehr robust, denn sie überlebten Jahrhunderte ohne Pflanzenschutz und ohne mineralische Düngerzugaben. Ihre Gene sind wichtig für zukünftige Züchtungen in Bezug auf neue Stressfaktoren, wie Ozon oder extreme Trockenheit.
So wurden z.B. noch vorhandene alte Rebstöcke der Rotweinsorte „Tauberschwarz“, früher ein verbreiteter Landwein im badischen Frankenland, durch züchterische Auslese wiederbelebt. Seit 1994 ist der Wein für bestimmte Anbaugebiete klassifiziert, aber immer noch eine Seltenheit, da er nur bei wenigen Winzern zu finden ist.
Peter Schampera und Detlef Krischek machten uns mit den unten aufgeführten „neuen Alten“ und ehemals „vergessenen Rebsorten“ bekannt. 45 Personen waren anwesend.

Die Probenfolge:
1  2004er Samtrot Kabinett Württemberg
    Weingut Heinrich, Heilbronn, Alkohol: 12%

2  2003er Tauberschwarz Röttinger Feuerstein, QbA trocken, Barrique
    Weingut Familie Hofmann, Franken, Alkohol: 13%

3  2004er Rivaner Hex vom Dasenstein, QbA halbtrocken
    Winzergenossenschaft Weinland, Baden, Alkohol: 12%

4  2004er Elbling Nitterler Leiterchen
    Weingut  Frieden-Berg, Nittel, Mosel-Saar-Ruwer, Alkohol: 12%

5  2003er Auxerroir Frei-Laubersheimer Fels, Auslese trocken
    Weingut Ch.W.Bernhard, Rheinhessen, Alkohol: 14%

6  2001er Bacchus Kizinger Hofrat QbA (halbtrocken)
    Weinbauverband Frankonia, Franken, Alkohol: 11,5%

7  2004er Hibernal Spätlese halbtrocken
    Weingut Knab, Endingen, Baden, Alkohol: 14%

8  2004er Gelber Muskateller QbA (lieblich)
    Weingut Korrell Johanneshof, Bad Kreuznach, Nahe, Alkohol: 7,5%

9  2003er Gewürztraminer Dürkheimer Feuerberg Auslese
    Pfalz, Alkohol: 10,5%

Bei der Auswertung haben diese Weine die ersten Plätze belegt:
1. Platz: Nr. 1  2004er Samtrot Kabinett
2. Platz: Nr. 9  2003er Gewürztraminer Dürkheimer Feuerberg Auslese
3. Platz: Nr. 5  2003er Auxerroir Frei-Laubersheimer Fels, Auslese trocken


Weinreise Württemberg
vom 01.05. bis 05.05.2005

Ein Bericht von Heinz-Dieter Dreier.

Württemberg, das Land der Weine, das Land der schwäbischen Spezialitäten Trollinger, Lemberger, Schwarzriesling, Spätburgunder, Schillerwein.
Bei den hellen Gewächsen geben Riesling, Müller-Thurgau, Silvaner, Grauburgunder und Traminer den Ton an. Darüber hinaus behaupten sich originäre Züchtungen aus Württemberg wie Kerner und Dornfelder. Da der Württemberger ein bekennender Weingenießer ist, wundert es nicht, dass ein großer Teil der Ernte vor Ort getrunken wird und kaum außer Landes kommt.
Diese Vorkenntnisse machten uns neugierig auf die „Wiege des Württemberger Weines“ und so fuhren 21 Mitglieder der Weinfreunde vom Hellweg e.V. nach Lauffen am Neckar in das „Württembergische Unterland“.

Im Gästehaus Kraft, unserem Quartier für die kommenden Tage, wurden wir freundlich empfangen. Das Hotel liegt oberhalb von Stadt und Neckartal in den Weinbergen. Nachdem alle Reiseteilnehmer ihre Zimmer bezogen hatten, begrüßten uns der Vorsitzende der Weinfreunde und Organisator der Reise, Reiner Schäfer und seine Frau Heidi bei Kaffee und Kuchen und stellten das Programm für die folgenden Tage vor.

Begleitet von unserem Weinbruder Herrn Karl-Ernst Schmitt von der Weinbruderschaft Heilbronn, der uns während der gesamten Exkursion mit fachkundigem Rat behilflich war, fuhren wir noch am gleichen Nachmittag mit einem angemieteten Bus, der uns während der gesamten Exkursion zur Verfügung stand, zum „Brackenheimer Weinfrühling“ der Weingärtner Brackenheim eG., einer Vereinigung der Weingärtner (die schwäbische Bezeichnung für Winzer) aus Brackenheim, Neipperg, Haberschlacht, Meinsheim und Botenheim. Der Kellermeister, Herr Friedrich Hammel, führte uns durch den ebenerdigen modernen Betrieb von beeindruckender Größe (etwa 8,5 Millionen Liter Wein vorwiegend in Edelstahl-Gebinden). Interessant war für uns, dass der größte Teil der Flaschen mit einem Drehverschluß ausgestattet war. Nach dem Rundgang genossen wir in der festlich geschmückten Betriebshalle die hervorragenden Weine und das Essen der WG Brackenheim. Großer Sohn der Stadt ist Theodor Heuss, der am 31. Januar 1884 in Brackenheim geboren wurde. Nach 1945 war er einer der Gründer der FDP und ihr erster Bundesvorsitzender. Er war maßgeblich an der Ausarbeitung des Grundgesetzes der BRD beteiligt. 1949 wurde er zum ersten Bundespräsidenten gewählt und blieb bis 1959 im Amt. Er blieb zeitlebens seiner Gemeinde treu und es wird berichtet, dass er seine bedeutenden Reden bei einem Viertele (oder auch mehreren) Lemberger schrieb.

Am nächsten Morgen, Montag den 2. Mai, stand um 9 Uhr der Bus bereit zur Fahrt nach Weinsberg zum Staatsweingut. Bei einem Sektempfang (Muskateller Sekt „M Secco“) stellte Herr Dr. Blankenhorn die Aufgaben der Staatlichen Fachschule für Wein- und Obstbau Weinsberg vor. Hier werden qualifizierte Fachkräfte in den Bereichen Rebenzucht, Pflanzenschutz, Brennerei, Marketing und Betriebswirtschaft ausgebildet. Nach einer 2-jährigen Ausbildungsdauer (Abschluß Fachhochschulreife und Ausbildereignung) können die Absolventen leitende Aufgaben sowohl im eigenen Betrieb als auch Führungspositionen in den Bereichen Weinbau, Kellerwirtschaft und auch im Weinfachhandel übernehmen.

Beim Rundgang durch den Betrieb und anschließender Verkostung konnten wir uns ein Bild machen über die moderne Ausrichtung von Forschung und Leistungsstand der Fachschule. Anschließend hielt Herr Dr. Hill einen Vortrag über die Züchtung neuer Weinsorten. Wir erfuhren, dass die erfolgreichen Sorten Kerner und Dornfelder aus diesem Zuchtbetrieb stammen.
Herr Dr. Hill (Referat Rebenzüchtung und –veredlung) erläuterte die Methoden der Rebenzüchtung:
 – Auslese, Selektion (Erhaltungs- und Klonenzüchtung)
   Suche nach natürlichen kleinen Erbgutveränderungen (Mutationen)

 – Neukombinationen (Kreuzungszüchtung)
   Gezielte Erzeugung von neuer Erbgutzusammensetzung

 – Mutationen durch Erbgutmanipulation
   Physikalisch (Bestrahlung; Wärme), chemisch (Beeinflussung der Zellteilung)

 – Biotechnologie
   Effizienzsteigerung durch spezielle Kultivierungsbedingungen

 – Gentechnologie
   Gen- bzw. Genmanipulation; Gentransfer; Freisetzung transgener Reben

Aus der Kreuzungszüchtung entstanden die neuen Sorten
– Acolon (Abstammung Bl. Limberger x Dornfelder)
– Cabernet Dorsa (Abstammung Dornfelder x Cabernet-Sauvignon)
– Cabernet Dorio (Abstammung Dornfelder x Cabernet-Sauvignon)
– Cabernet Cubin (Abstammung Bl. Limberger x Cabernet-Sauvignon)
– Palas (Abstammung Bl. Trollinger x Rubintraube)
– Cabernet Mitos (Abstammung Bl. Limberger x Cabernet-Sauvignon)
Während des für jeden Weinliebhaber außerordentlich interessanten Vortrages haben wir die neuen Sorten sowohl als Züchtungswein als auch Verkaufswein verkostet.

Dann ging es mit dem Bus weiter nach Heilbronn. Wir waren zum Mittagessen mit Weinprobe in der „Wein-Villa“ angemeldet. Es handelt sich um eine Villa aus dem Jahre 1873, die nach unterschiedlichen Nutzungen im Jahre 1960 durch die Stuttgarter Neckar AG erworben wurde und im Jahre 1995 von der Stadtsiedlung Heilbronn für ca. 3 Millionen DM restauriert wurde. Seitdem wird sie als Repräsentationsgebäude der Weinwirtschaft genutzt. Die Weinprobe wurde gekonnt und humorvoll von Herrn Haag präsentiert.

Gesättigt und in guter Stimmung wurden wir bereits von einer Stadtführerin erwartet, die in den Farben der Stadt Heilbronn gekleidet war. Wir schlenderten durch die Stadt, hörten viel über die Stadtgeschichte. Die Stadt Heilbronn wurde in den letzten Kriegstagen fast total zerstört, der Wiederaufbau erfolgte nach den Erfordernissen der Nachkriegszeit. Am Schluss der Führung besuchten wir die Kilianskirche. Danach entspannten wir uns bei einer Tasse Kaffee auf dem Platz des „Käthchen von Heilbronn“. Das Abendessen nahmen wir in dem Panorama-Hotel auf dem Wartberg in Heilbronn ein.

Am Dienstag, dem 3.5, wartete der Bus bereits um 9 Uhr zur Fahrt nach Beilstein zum Weingut Amalienhof. Bei leider regnerischem Wetter erfuhren wir von Herrn Groß bei der Weinbergswanderung von der Entstehung und Philosophie der Besitzer, der Familie Gerhard Strecker. Als Ausbilder an der Weinbauschule Weinsberg wollte er damals die Theorie in die Praxis umsetzen und beschloss, zunächst nebenberuflich, sein eigenes Weingut zu gründen. Nachdem er bereits verschiedene Weinberge bearbeitet hatte, kaufte er Anfang der 1970er Jahre den Beilsteiner Steinberg, das historische Rittergut derer von Helfenberg. Ab dem Jahre 1972 wurde der Amalienhof, eine ca. 30 ha große Einzellage, auf eine, für die damalige Zeit revolutionäre Art und Weise neu angelegt. Danach begann Herr Strecker mit seinen Züchtungsmethoden. Er säte nach der Ernte Tausende von Traubenkernen, um eine verbesserte Rebsorte zu erhalten. Die meisten der dadurch entstandenen Sämlinge wurden verworfen, und nur solche stehen gelassen, die sich nach seinen Vorstellungen entwickelten. Nach diesem Ausleseprozess verblieben weniger als 1% der jungen Reben, welche dann anschließend durch Aufpfropfen auf amerikanische Unterlagsreben veredelt wurden. Somit ist es gelungen, aus diesen natürlich vermehrten Pflanzen widerstandsfähige Reben zu selektieren, deren Weine höhere Extrakte als vergleichbare Elternteile aufweisen. Sichtbares Zeichen dieses Zuchterfolges sind die von uns verkosteten Sorten Bariton und Wildmuskat, letzterer erhielt im September 2003 vom Bundessortenamt den Sortenschutz.
Herr Groß präsentierte nach dem Rundgang in den Räumen des Gutes eine Weinprobe mit einer weiteren Auswahl der Weine des Gutes. Zum Mittagessen gab es schwäbische Maultaschen in mehreren Variationen.
Anschließend erwartete uns eine besondere Überraschung. Auf Empfehlung von Herrn Schmitt erlebten wir eine hervorragende Weinprobe im Weingut Kistenmacher & Hengerer. Seit über 500 Jahren betreiben die Familien Hengerer u. Kistenmacher Weinbau in Heilbronn. Das Weingut in seiner jetzigen Form besteht seit 1958. Im Jahre 1994 übernahm Sohn Hans den Betrieb von seinen Eltern. Bei der Pflege der ca. 8 ha großen Rebfläche betreibt er einen großen Aufwand; einer intensiven Laubarbeit folgt die Ernte von Hand. Die Reben haben ein Durchschnittsalter von 22 Jahren, was zwar einen geringen Ertrag, dafür jedoch qualitativ hochwertiges Lesegut bedeutet.
Herr Hans Hengerer gehört zur Gruppe der „Junge Schwaben“, fünf junge Winzer, die es sich zum Ziel gesetzt haben, unverwechselbare, ursprüngliche und ungeschminkte Weine auf hohem Niveau zu machen. Die Gruppe tauscht Erfahrungen aus, diskutiert, um noch besser zu werden und erweitert auf Weinreisen den eigenen Horizont.
Nach den Anstrengungen dieses Tages fuhren wir zurück nach Lauffen. Eine Erholungspause war dringend geboten, denn der Abend erwartete uns mit einer Weinprobe und einem vorzüglichem Buffet in der Lauffener Weingärtnergenossenschaft eG. Der Probenleiter, Herr Ulrich Maile, Weinbaumeister und Vorstandsvorsitzender, erläuterte bei einem Sektempfang die Daten seines Betriebes. Die Weingärtnergenossenschaft wurde 1935 gegründet. Sie gehört 630 Mitgliedern, die zusammen eine Rebfläche von ca. 560 ha, davon 50 ha terrassierte Steillagen, bewirtschaften. Es werden 92 % Rotweinsorten und 8 % Weißwein angebaut. (Zum Vergleich: in der BRD werden etwa 60-70 % Weißwein angebaut). Die Erntemenge beträgt im mehrjährigen Durchschnitt 7 – 8 Mio kg Trauben, aus denen 6 Mio Liter Wein mit einem Umsatz von 21 Mio € verkauft werden. Die Genossenschaft bestimmt den Lesezeitpunkt, weiterhin ist jeder Winzer dem Vorstand der Genossenschaft gegenüber weisungsgebunden. Nur so werden die hervorragenden Weine produziert, die als Katzenbeißer bekannt sind. Die Genossenschaft hat ebenfalls die Serie „Schwäbische Poeten – jede Flasche ein Gedicht“ kreiert. Unter diesem Motto wurden Wilhelm Hauff, Friedrich Hölderlin, Eduard Mörike und Ludwig Uhland zu Paten dieser trockenen Prädikatsweine.

Zum unbedingten „Muss“ einer Weinreise nach Württemberg gehört der Besuch des Weingutes des Grafen Adelmann. Also fuhren wir am folgenden Morgen, Mittwoch 4. Mai 2005, nach Klein-Bottwar zu dem VDP Prädikatsweingut auf Burg Schaubeck. Das Weingut liegt idyllisch in einem weitläufigen Park, bestanden mit uralten Baumriesen. In 3. Generation führt Michael Graf Adelmann seit 1978 das traditionsreiche Weingut (ca. 20 ha). Seine Leidenschaft gilt den Rotweinen, die einen Anteil von ca. 62 % haben. Schon seit 1981 baut er seine besten Lemberger, Spätburgunder, Clevner und Samtrotweine im kleinen neuen Eichenfass aus. Bei einer von Herrn Gert Hiller kommentierten Weinprobe verkosteten wir die unter dem Markennamen „Brüsseler Spitze“ (bester Wein des Jahrgangs), „der Löwe von Schaubeck“, „Herbst im Park“ und  dem roten Spitzenprodukt „Cuvée Vignette“ bekannten Rotweine sowie drei hervorragende Rieslingweine.

Mittags führte uns die Fahrt weiter nach Vaihingen/Enz. Wir wurden dort im christlichen Jugenddorf auf Schloss Kaltenstein zum Mittagessen erwartet.  Bei einem anschließenden Rundgang erläuterte uns Herr Berenz die Aufgaben der Einrichtung.
Dem Leitgedanken verpflichtet: „Keiner darf verloren gehen!“ wurde das CJD Jugenddorf 1949 als Einrichtung des Christlichen Jugenddorfwerkes Deutschlands e.V. gegründet. Zunächst erhielten hier in der Nachkriegszeit heimatlose Jugendliche eine Berufsausbildung und Hilfen zur Selbständigkeit. Später leistete das Jugenddorf schulische und berufliche sowie gesellschaftliche Integrationsarbeit für Spätaussiedler und Flüchtlinge aus politischen Brennpunkten der Welt. Heute werden ca. 300 lernbehinderte und sozial benachteiligte Jugendliche beherbergt, die hier eine Berufsausbildung in den eigenen Werkstätten bzw. in der Hauswirtschaft erfahren oder eine Berufsfindung im Förderlehrgang absolvieren.
An der Südseite des Schlosses Kaltenstein wächst an terrassiertem Steilhang direkt über dem Wasser der Enz ein vorzüglicher Wein. Die Bearbeitung erfolgt unter Einbeziehung der Jugendlichen ausschließlich von Hand. In trockenen Jahren ermöglicht eine selbstgebaute Tröpfchenbewässerungsanlage die Zuführung von Wasser. Die ausschließlich trocken ausgebauten Weine wurden von uns im Festsaal des Schlosses verkostet. Es waren herrliche Trollinger und Lemberger sowie vorzügliche Rieslingweine. Als besondere Spezialität wurde uns der Schillerwein vorgestellt. Um die Arbeit des CJD zu unterstützen, besteht die Möglichkeit der Mitgliedschaft im Kreis der „Kaltensteiner Weinfreunde“ (Abnahme 12 Flaschen/Jahr).

Der letzte Abend unserer Weinreise 2005 stand traditionell im Zeichen einer Weingala. Im Festsaal des Hotel Adler in Botenheim genossen wir ein vorzügliches 5-Gänge-Menü mit ausgesuchten Weinen, die kurzweilig von Herrn Hammel von der WG Brackenheim kommentiert wurden. Anwesend waren auch Herr Schmitt mit Gattin, dem unser besonderer Dank für die gute Betreuung galt.

Nach dem Frühstück am Donnerstag, dem 5. Mai, waren sich alle Teilnehmer darüber einig, dass wir wieder einmal eine gelungene und interessante Exkursion erlebt haben. Unser Dank gilt Heidi und Reiner Schäfer für die sorgfältige Vorbereitung der Reise und die umsichtige Reiseleitung.


Mitgliederversammlung
Donnerstag, 30.06.2005 in der Kleingartenanlage „Lebensfreude“ in Unna


Sinnesfreuden – Champagner-Probe
Donnerstag, 17.11.2005 im Atelier der Lindenbrauerei Unna

Der Champagner  verdankt seinen Namen der Champagne, einem Landstrich im Norden Frankreichs, knapp 145 km östlich von Paris. Drei Rebsorten können für die Herstellung des perlenden Weins verwendet werden:

 – Chardonnay – weiß
 – Pinot-Noir (Spätburgunder) – rot
 – Pinot Meunier (Müllerrebe oder Schwarzriesling) – rot

Der Charakter des jeweiligen Champagners wird durch die Mischung der drei Sorten bestimmt. In ihm können aber nicht nur verschiedene Weine, sondern auch verschiedene Jahrgänge enthalten sein. Weltweit steht Champagner als Symbol für Luxus, Eleganz und Exklusivität. Die kundigen Referenten, die uns u.a. über das Anbaugebiet und über die komplizierten Herstellungsmethoden informierten, waren unsere Mitglieder Horst Pieper und Reiner Schäfer.

Die Probenfolge:
1  2004er Chardonnay, Vin de Pays de Thau, Languedoc
    La Cave „Les Costieres de Pomerols“, Alkohol: 13%

2  2002er Pinot Noir, „Laforet“, Beaune, Cote d´Or
    AC Bourgogne, Joseph Drouhin, Alkohol:12,5%

3  2001er Schwarzriesling (Pinot Meunier) Häfenhalslacher Heiligenberg, Kabinett trocken
    WG Sonnenhof, Vaihingen/Enz, Württemberg, Alkohol: 11,5%

4  Duc de Garcy, Grande Reserve Brut, Champagne, Alkohol: 12%

5  Veuve Pol Baron, Grande Reserve Brut, Champagne, Alkohol: 12%

6  Heidsieck Momopole, Red Top, Brut, Champagne, Alkohol: 12%

7  Consulat Palace, Cuvee Prestige, Brut, Champagne, Alkohol: 12%

8  Pommery, Brut Royal, Champagne, Alkohol: 12,5%

9  Jacquart Cuvee Mosaique, Champagne, Alkohol: 12,5%

Bewertungsergebnisse: (nur Champagner)
1. Platz: Nr. 9  Jacquart Cuvee Mosaique
2. Platz: Nr. 5  Veuve Pol Baron, Grande Reserve Brut
3. Platz: Nr. 6  Heidsieck Momopole, Red Top, Brut


Weingala
Samstag, 03.12.2005 in der festlich geschmückten Cafeteria der Stadtwerke Unna

Gibt es etwas Schöneres als in diesen Tagen mit Weinfreunden um einen festlich gedeckten Tisch zu sitzen, mit Kerzenschein und Harfenklängen im Hintergrund?
Schon einige Wochen vorher trafen sich einige Weinfreunde und überlegten, welches Menü sie uns an diesem Abend servieren sollten. Sollte es Pute, Fisch, Wild oder vielleicht Tafelspitz sein? Sie entschieden sich für eine Vorspeise, eine kräftige klare Brühe mit Einlage, Tafelspitz mit kleinen Kartoffeln und Gemüse, und eine sehr leckere Nachspeise.
Unsere Kellermeister, Ralf Tegethoff und Detlef Krischek wählten die dazu passenden Weine aus.
Zur Einstimmung hörten wir Harfenmusik, u.a. von Haydn, gespielt von zwei jungen Damen, Felicia Knühl und Lucia Mayr, aus Fröndenberg, erfolgreiche Teilnehmerinnen bei „Jugend musiziert“.
Außerdem las Karin Kotsch aus dem Buch: „Maria, Ihm schmeckt’s nicht!“ von Jan Weiler, vor und zitierte ein Gedicht von Heinz Erhard:

„Die Weihnachtsgans“

Tiefgefroren in der Truhe
liegt die Gans aus Dänemark.
Vorläufig lässt man in Ruhe
sie in ihrem weißen Sarg.

Ohne Kopf, Hals und Gekröse
liegt sie neben dem Spinat.
Ob sie wohl ein wenig böse
ist, dass man sie schlachten tat?

Oder ist es nur zu kalt ihr,
man sieht’s an der Gänsehaut.
Na, sie wird bestimmt nicht alt hier
morgen wird sie aufgetaut.

Hm, welch Duft zieht aus dem Herde,
durch die ganze Wohnung dann.
Mach, dass gut der Braten werde —
Morgen kommt der Weihnachtsmann

Ausgewählte Weine zum Menü:
2004er Weißburgunder Sekt brut, Weingut Sinß / Nahe
2004er Lemberger Weißherbst QbA trocken, Weingut Sinß / Nahe
2004er Lemberger Weißherbst, Weingut Birkert / Württemberg
2004er Grüner Veltliner Federspiel, trocken, Weingut Birkert / Württemberg
2004er Grüner Veltliner, Freie Weingärtner, Wachau
2002er Spätburgunder „C“ trocken, Holzfasslagerung, Weingut Sinß / Nahe
2004er Bacchus und Optima Spätlese, Weingut Sinß / Nahe

Der Pessimist sagt zum Leben nein – der Realist sagt zum Leben ja
Der Optimist sagt „zum Wohl“!

Das Menü
Vorspeise:
 – Forellen Praline mit Preiselbeermerrettich
 – Roulade vom Räucherlachs mit Frischkäse
 – Terrine von der Lachsforelle in Kräuterjoghurt

Suppe:
 – Klare Rindfleischbrühe mit Einlage

Hauptgericht:
 – Tafelspitz Österreichische Art  mit Apfelmeerrettich
 – Blumenkohl, Brokkoli und Kartoffeln

Dessert:
 – Weiße Mousse au chocolat an Heidelbeersoße

Zu den Weinen des Abends gibt es zu vorgerückter Stunde eine Auswahl von besonderen Käsesorten.
Das Menü haben für Sie zubereitet: Andreas Breier, Peter Bernhardt, Silke Kleineweischede, Susanne Schuchardt, der Wirt des Stiftskellers in Fröndenberg und Heidi Schäfer

Gedicht „Man nehme“ (Katharina Elisabeth Goethe – Mutter v. Johann Wolfgang von Goethe)

Man nehme 12 Monate,
putze sie ganz sauber von Bitterkeit,
Geiz, Pedanterie und Angst,
und zerlege jeden Monat in 30 oder 31 Teile,
so dass der Vorrat genau für ein Jahr reicht.
Es wird ein jeder Tag einzeln angerichtet
aus einem Teil Arbeit
und zwei Teilen Frohsinn und Humor.

Man füge drei gehäufte Esslöffel Optimismus hinzu,
einen Teelöffel Toleranz,
ein Körnchen Ironie und eine Prise Takt.
Dann wird das Ganze
sehr reichlich mit Liebe übergossen.

Das fertige Gericht schmücke man
mit einem Sträußchen kleiner Aufmerksamkeiten
und serviere es täglich mit Heiterkeit!